Erkrankungen der Maulhöhle und Zähne zählen zu den häufigsten Gesundheitsproblemen beim Hund. Besonders Parodontalerkrankungen betreffen einen Großteil der Hunde ab dem mittleren Alter und können unbehandelt zu chronischen Schmerzen, Zahnverlust und systemischen Folgeerkrankungen führen.
Häufige Zahnerkrankungen beim Hund
Plaque und Zahnstein (Dental Calculus) Plaque entsteht durch Anlagerung von Speichel, Futterresten und Bakterien. Bei fehlender Zahnhygiene verkalkt Plaque zu Zahnstein, der das Zahnfleisch reizt und zur Parodontitis führen kann.
Gingivitis Reversible Entzündung des Zahnfleischs durch Plaque. Symptome sind Rötung, Schwellung und gelegentlich Blutung. Frühzeitige Behandlung kann eine Progression verhindern.
Parodontitis Chronisch-progressive Entzündung des Zahnhalteapparats mit Zerstörung von Zahnfleisch, Wurzelhaut, Alveolarknochen und Zement. Führt zu Zahnlockerung, -verlust und kann bakteriämisch systemische Organe schädigen (z. B. Herz, Niere, Leber).
Persistierende Milchzähne Besonders bei kleinen Rassen verbreitet. Milchzähne verbleiben trotz Durchbruch der bleibenden Zähne, was zu Fehlstellungen, erhöhtem Zahnsteinrisiko und Parodontalproblemen führt. Entfernung wird empfohlen.
Zahnfrakturen Treten häufig durch Kauen auf harten Gegenständen (Knochen, Steine, Geweih) auf. Eröffnete Pulpa (Pulpitis) führt zu bakterieller Infektion, Pulpanekrose und eventuell zur apikalen Parodontitis oder Kieferabszess.
Malokklusionen und Kieferanomalien Angeborene oder erworbene Fehlstellungen von Zähnen oder Kiefern (z. B. Vorbiss, Rückbiss, Kreuzbiss), die zu mechanischen Traumata, Schluck- und Kaubeschwerden führen können.
Orale Tumoren Neoplasien wie Epuliden, Plattenepithelkarzinome oder Melanome treten gelegentlich auf und erfordern eine frühzeitige Abklärung.
Klinische Symptome
Mundgeruch (Halitosis)
vermehrtes Speicheln (Hypersalivation)
Schwierigkeiten beim Kauen, Fressen oder Spielverhalten
Zahnfleischbluten
sichtbarer Zahnstein, Zahnverfärbungen
Schwellungen im Gesichtsbereich bei Abszessen
Zahnlockerung, Zahnverlust
Diagnostik
Klinische Maulhöhlenuntersuchung (ggf. unter Sedation)
Dentalröntgen zur Beurteilung von Wurzeln und Kieferstrukturen
Parodontalsondierung
Dokumentation mittels Zahnschema
Therapie
Professionelle Zahnreinigung (Scaling und Politur) unter Inhalationsnarkose
Extraktion erkrankter Zähne, wenn irreversible Schäden vorliegen
Antibiotikatherapie bei ausgeprägten Infektionen oder Abszessen (z. B. Clindamycin, Amoxicillin/Clavulansäure)
Endodontie (Wurzelbehandlung) bei frakturierten Zähnen mit vitaler Bedeutung (z. B. Fangzähne)
Korrektur persistierender Milchzähne
Chirurgische Entfernung oraler Tumoren ggf. mit histopathologischer Untersuchung
Prophylaxe
Tägliche Zahnpflege mittels Zahnbürste und spezieller Zahnpasta für Hunde
Zahngesunde Ernährung (z. B. Dentaldiäten, Kauartikel)
Regelmäßige zahnärztliche Kontrolluntersuchungen (mindestens 1× jährlich)
Früherkennung durch geschultes Fachpersonal in der Praxis
Bedeutung für die Allgemeingesundheit
Parodontalerkrankungen stellen ein relevantes Risiko für die Allgemeingesundheit dar. Studien zeigen Zusammenhänge mit Endokarditis, chronischer Niereninsuffizienz und anderen systemischen Erkrankungen infolge persistierender bakterieller Entzündungsherde.